Siebenbürger Geschichte und evangelischer Glaube im Teutsch-Haus

Um mehr über die Existenz der Siebenbürger Sachsen in Hermannstadt zu erfahren, suchte ich online nach einer deutschsprachigen Buchhandlung. Eine solche wäre für mich der Beweis für eine lebendige deutschsprachige Gemeinschaft. 

 

Google zeigte zwei Ergebnisse: Das Erasmus-Büchercafé im Begegnungs- und Kulturzentrum Teutsch-Haus sowie die Schiller-Buchhandlung am Hauptplatz der Stadt. Zu Ersterem brach ich auf, versprach der Name doch mehr als nur Bücherregale. 

In diesem Café fand ich eine gut bestückte Buchhandlung vor, in der Bücher über die Geschichte Siebenbürgens, Werke von rumäniendeutschen Autor*innen sowie Spiegel-Bestseller ausliegen. Wie der Name schon sagt, gibt es hier auch eine Theke, Stühle und ein paar runde Tische, die zum Schmökern bei einem Kaffee einladen.

 

Das Erasmus-Café befindet sich links, wenn man durch die Tür geht - siehe Bild oben. Auf der rechten Seite öffnet das Landeskirchliche Museum seine Pforten. Seit 2007 informiert es über die Vergangenheit der deutschsprachigen Minderheit in Siebenbürgen. Es befindet sich damit auch im Gebäude des "Teutsch-Hauses", benannt nach Friedrich Teutsch (1852-1933), Bischof der Siebenbürger Sachsen und ihr Geschichtsschreiber.

Am Samstag, 4. Oktober 2025, besuchte ich das Museum und erfuhr mehr über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen: Wahrscheinlich kamen sie im 12. Jahrhundert (n. Chr.) aus dem Rheinmoselgebiet rund um Luxemburg, was die Nähe ihres Dialekts zum Luxemburgischen erklärt. Der ungarische König Geisa II. hatte sie angeworben, weil er Siedler für das dünn bevölkerte Gebiet seines Königreichs brauchte. Dafür sicherte er ihnen Privilegien zu wie zum Beispiel das Selbstverwaltungsrecht oder vererbbaren Grundbesitz. 

 

Eine tragende Säule der Siebenbürger Sachsen wurde im 16. Jahrhundert die Kirche. Geschlossen traten die deutschsprachigen Kolonisten zum lutherischen Glauben über, der ihre Kultur und Identität maßgeblich prägte. Bis heute ist ein Großteil der Siebenbürger Sachsen Mitglied in der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnis (A.B.) in Rumänien. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, warum angrenzend an das Teutsch-Haus die Johanniskirche der evangelischen Gemeinde (A.B.) von Hermannstadt steht und das Landeskirchliche Museum über die Siebenbürger Sachsen informiert. 

 

Als ich durch die Museumsausstellung ging, die sich im ersten Obergeschoss des Teutsch-Hauses befindet, erklang auf einmal aus unmittelbarer Nähe Blasmusik. Ich schaute aus dem Fenster und sah die Mitreisenden von meinem Flug wieder - aber nun musizierend. 

Die Verbindung zwischen der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der evangelische Kirche A.B. in Hermannstadt wurde auf diese Weise hörbar. Wie ich erfuhr, war das Posaunenwerk sieben Tage auf Reise in Siebenbürgen. Am nächsten Tag würde es die Lieder der Heiligen Sonntagmesse der Stadtpfarrkirche in der Hermannstädter Altstadt spielen. Das war ein besonderer Höhepunkt resultierend aus der so zufälligen Begegnung meiner Reise, den ich mir nicht entgehen ließ.