Yosemite-Nationalpark

"Gott hat für diese Bäume gesorgt, sie vor Sturm und Flut bewahrt, aber er kann sie nicht vor Verrückten bewahren. Nur Uncle Sam kann das.“ (Quelle) Mit diesen Worten forderte John Muir, ein aus Schottland eingewanderter Naturforscher, im Jahr 1871 die von rauen Granitfelsen durchzogene Landschaft im Osten Kaliforniens zu einem Nationalpark zu erklären.

 

John Muirs Drängen hatte Erfolg: 1890 erklärte der US-Kongress die 3074 Quadratkilometer, die Teil der Sierra Nevada bilden, als besonderes Schutzgebiet. (Quelle) Damit ist Yosemite (nach Yellowstone) der zweitälteste Nationalpark der USA und von den insgesamt 59 geschützten US-Naturlandschaften der weitaus mit am meist besuchte: Jedes Jahr tummeln sich mehr als drei Millionen Besucher durch die Hauptverkehrsstraße (Highway 120), die Yosemite von Osten nach Westen durchzieht. Anlaufpunkt für die meisten Touristen ist dabei das Yosemite Valley. 

 

(Quelle Wikimedia)

Und so auch für mich: Der Yarts-Bus brachte mich nach zwei Stunden Fahrt von Merced, wo ich übernachtet hatte, zum Visitor Centre im Yosemite Valley. Dort erkundete ich mich, wohin ich wandern könne, ich wollte einen tosenden Wasserfall sehen. Der Ranger im Centre empfahl mir den 'Vernal Fall' auf 1500 Meter Höhe, der trotz später Jahreszeit noch genügend Wasser führe. Nach einer guten Stunde Fußmarsch sollte ich dort ankommen. Ohne mir jegliche Gedanken zu machen, sah ich im Touristenbüro, wie Menschen irgendwelche Sachen in Plastikfässern verpackten.

Mit Schwarzbären in der Wildnis?!

Erst später, als ich bei meiner Wanderung ein Warnschild vor Schwarzbären sah, erkannte ich den Zusammenhang. Der Geruch nach Essen lockt die wilden Tiere an. Doch verschlossen in Plastikbehältern ist es sicher. Was mit meinem Snickers, was mit meinem Butterbrot, die einfach so in meinem Rucksack lagen? Legte ich damit ungewollt eine Fährte, die die Bären zu mir hinziehen würde?

 

Mir dämmerte: Ich war nicht auf der Couch, und ich hielt keine Fernbedienung in der Hand, mit der ich mich notfalls wegbeamen könnte. Nein, der Dokumentarfilm war echt, ich war im "real life" meines lang gehegten Wunsches, den Yosemite-Nationalpark zu bereisen.

 

(Quelle: Schwarzbär-Omega Park, von Diane Krauss Diane Anna,Wikimedia Commons)

Ziemlich mulmig zumute, fragte ich Passanten, die wildnis-erfahren aussahen. Diese versicherten mir, ich bräuchte mich nicht zufürchten. Das Tier mache schon Winterschlaf. Und falls ich doch einen Bären erspähen würde, sollte ich einfach laute Geräusche machen. Das wurde ihn in die Flucht verschlagen. Aha, na dann, vielleicht war es besser, Gesellschaft mit anderen Menschen zu suchen.

Zum 'Vernall Fall' mit Tina aus China

Und so traf ich Tina Zhao aus der Stadt Shenyang, einer Fünf-Millionen-Metropole im Nordosten Chinas. Die 43-Jährige hatte in der Woche zuvor in Indianapols ihre Tochter besucht, wo diese auf die Highschool geht.

 

Gemeinsam ist man/ frau stark - das gilt auch, wenn man sich zuvor nie gesehen hat und einem "im normalen Leben" tausende von Kilometer trennen. Das gemeinsame Ziel, die steilen und ausgetretenen Pfade, die mehr als 1500 Meter zu erklimmen und schlussendlich den Vernall Fall zu erreichen, ohne dabei von wilden Tieren angefallen zu werden, verband uns für ein paar Stunden.

Tina und ich werden uns sicherlich nie mehr wiedersehen. Doch den Tag mit ihr in Yosemite werde ich nie vergessen.